Tips zum Majordomo
Da es immer wieder zu Verständnisproblemen im Umgang mit der
Mailinglistensoftware auf einigen von mir administrierten Mailinglisten
kommt, habe ich hier mal einen kleinen Crashkurs zur Benutzung des
Majordomo (der Mailinglistensoftware) zusammengeschrieben. Dabei geht es
um die Benutzung aus Sicht der Anwender, nicht um die Administration
einer Mailingliste.
Weitere Informationen (englisch) gibt es auf der Majordomo-Homepage.
WICHTIG: alle Beispiele beziehen sich auf
fiktive Mailinglisten und Adressen. Also bitte nicht einfach
gedankenlos abtippen und ausprobieren - auf einer ganz speziellen
Mailingliste hatte ich mal ein Beispiel mit der Adresse
bill.gates@microsoft.com angegeben, und kurz darauf hat
tatsächlich jemand versucht, diese Adresse bei der Liste anzumelden
;-)
Also: erst denken, dann schreiben.
Grundlagen
Bevor es losgeht, müssen erst einmal ein paar Begriffe und die
Grundfunktion des Majordomo geklärt werden.
Eine Mailingliste funktioniert normalerweise so, daß die
Teilnehmer Mails an eine Adresse auf dem Listserver schicken.
Von diesem Server aus wird die Mail dann an alle Teilnehmer
weitergeschickt. Jede Liste, die vom Majordomo verwaltet wird, hat einen
eigenen Namen, der normalerweise auch die Adresse der
Mailingliste bildet.
Neben der eigentlich Listenadresse gibt es auf dem gleichen Server
noch weitere Adressen, die administrativen Zwecken dienen, z.B. dem An-
und Abmelden von einer Liste, dem Anzeigen aller auf dem Server
vorhandenen Mainlinglisten oder auch der Teilnehmer einer Mailingliste,
der Konfiguration der Listen (durch den Administrator oder
List-owner)...
Die wichtigste dieser administrativen Adressen ist
majordomo@server. Sämtliche administrativen Vorgänge
können über diese Adresse abgewickelt werden, egal, ob es sich um Listen-
oder Serverspezifische Vorgänge handelt. Zusätzlich sollte es für jede
vorhandene Mailingliste eine eigene administrative Adresse geben, diese
lautet normalerweise liste-request@server,
wobei liste der Name der Liste und
server der Name des Servers ist.
Wie zu erwarten gibt es für jede Mailingliste einen Administrator, den
sog. List-owner. Dieser Begriff ist technisch zu verstehen, d.h.
er hat nichts mit Moderation oder ähnlichem zu tun. Es handelt sich
lediglich um eine Adresse, an die Fehlermeldungen (z.B. bei
unzustellbaren Mails) weitergeleitet werden und an die sich die
Listenteilnehmer bei Problemen wenden können. Üblicherweise (aber nicht
zwingend) lautet die Adresse des List-owners
list-owner@server. Zusätzlich zum
List-Owner gibt es auch eine Approval-Adresse, an die z.B.
fragwürdige An- oder Abmeldeforderungen weitergeleitet werden, aber dazu
komme ich später noch. Mails an Approval-Adresse werden normalerweise an
den Owner weitergeleitet.
Apropos List-Owner: in einer Welt ohne Fehler würde der Owner einfach
eine Mailingliste einrichten und konfigurieren und könnte sich dann
wieder anderen Dingen widmen. In der Praxis kommt es aber eben oft zu
Problemen: unzustellbare Mails, An- oder Abmeldungen von Fremdadressen
(kommt weiter unten), Mails, die durch von Owner definierte Filterregeln
ausgefiltert werden, ... alles das landet beim Owner, es wird
gebounced. Daran sollte man denken, wenn mal etwas nicht sofort
klappt, schließlich kann es etwas dauern, bis der Owner die Fehlermails
liest.
Zusammenfassung:
- Listserver
- Der Rechner, auf dem die Verwaltung der Mailinglistenteilnehmer und
die Weiterleitung von Mails an die Teilnehmer erfolgt. Auf diesem
Rechner läuft auch die Listensoftware, also der Majordomo.
- Mailingliste
- Eine vom Majordomo verwaltete Verteilerliste. Der Name der Liste
bildet zusammen mit dem Servernamen die Adresse, an die Mails geschickt
werden müssen, die über die Liste verteilt werden sollen, also
liste@server.
- Administrativa
- Mails, die der Konfiguration, dem An- und Abmelden, dem Anfordern
von Informationen über Mailinglisten, ... dienen. Solche Mail können
entweder an die Adresse majordomo@server oder auch
an liste-request@server geschickt
werden.
- list-owner
- Eine Adresse, an die Fehlermeldungen weitergeleitet werden.
Üblicherweise handelt es sich dabei um den Administrator der
Mailingliste.
- Bounce
- Mails, die aufgrund eines Fehlers nicht zugestellt werden können,
werden an den Owner gebounced, der dann entscheiden darf, was zu tun
ist. [Anm. technisch gesehen handelt es sich in den wenigsten Fällen um
Bounces, aber das ist hier egal]
Beispiel: Angenommen, auf dem Rechner foo.bar.org läuft ein
Majordomo mit einer Liste zum Austausch von Kochrezepten und einer Liste
zur Diskussion über die Pflege von Zierfischen. Die Namen der Listen sind
entsprechend rezepte und zierfische. Die Situation
sieht dann folgendermaßen aus:
- Mails an die Rezeptliste gehen an
rezepte@foo.bar.org.
- Mails an die Zierfischliste gehen an
zierfische@foo.bar.org.
- Administrativa gehen an majordomo@foo.bar.org.
- Listenspezifische Administrative können alternativ auch an
rezepte-request@foo.bar.org (für die Rezeptliste) oder
zierfische-request@foo.bar.org geschickt werden.
- Treten technische Probleme auf (z.B. unzustellbare Mails), gehen
diese anhängig von der Liste, an rezepte-owner@foo.bar.org
bzw. zierfische-owner@foo.bar.org.
Kommandos (Administrative)
Sämtliche Konfiguration, An-, Abmeldungen etc. erfolgen per Mail an eine
der administrativen Adressen, nicht an die Mailingliste
selbst. Eine administrative Mail kann ein oder mehrere Anweisungen
enthalten, der Betreff der Mail spielt keine Rolle. Der Majordomo wird
auf jede administrative Mail eine Antwortmail schicken, in der zu jedem
Kommando steht, ob es erfolgreich durchgeführt werden konnte oder nicht.
Bei vielen Kommandos werden auch weitere Informationen in der Antwortmail
enthalten sein (z.B. bei Anforderung der Teilnehmerliste einer
Mailingliste). Bei fehlerhaften Kommandos schickt der Majordomo
normalerweise einen (englischen) Hilfetext, der auch mit dem Kommando
help angefordert werden kann.
Sämtliche für Listenteilnehmer vorgesehenen Kommandos bestehen aus
jeweils einer einzigen Zeile (für den Owner gibt es auch mehrzeilige
Kommandos, z.B. zum Ändern der Konfiguration, aber das ist hier
unwichtig). Eine Kommandozeile besteht aus dem Namen des Kommandos und
evtl. weiteren Parametern. Einfach ganz einfach, wichtig ist aber die
Unterscheidung zwischen den verschiedenen administrativen Adressen bei
listenspezifischen Kommandos: solche Kommandos erwarten als Parameter
normalerweise den Namen der Liste, z.B. subscribe rezepte. Das
gilt aber nur dann, wenn das Kommando direkt an die Adresse des Majordomo
geschickt wird (also majordomo@server). Geht das
Kommando an die listenspezifische Adresse, muß der Listenname weggelassen
werden.
Beispiel (Anmeldung auf der Rezepteliste, genaueres dazu folgt im
nächsten Abschnitt):
- Mail an majordomo@foo.bar.org, Inhalt: subscribe
rezepte joe@nowhere.gov
- Mail an rezepte-request@foo.bar.org, Inhalt: subscribe
joe@nowhere.gov
Im zweiten Beispiel fällt der Listenname weg.
An- und Abmelden
Zum An- oder Abmelden braucht man natürlich die Adresse des Servers und
den Namen der Mailingliste, sowie evtl. seine eigene Adresse. Zum
Anmelden verwendet man das Kommando subscribe, zum Abmelden
unsubscribe.
Neben der Unterscheidung der listenspezifischen und allgemeinen
Adminstrativadressen ist zu bearücksichtigen, wer von
wem an- oder abgemeldet werden soll. Je nach Konfiguration einer
Mailingliste ist es nämlich durchaus möglich, Fremdadressen an- oder
abzumelden - solche Fälle müssen allerdings normalerweise noch durch den
List-Owner bestätigt werden.
In der einfachsten Form reicht eine Mail an die listenspezifische
Adresse (liste-request@server), in der
lediglich eine Zeile mit subscribe oder unsubscribe
steht. Der Majordomo wird dann den Absender dieser Mail automatisch als
Teilnehmer ein- oder austragen. War der Absender im Fall eines
subscribe bereits Teilnehmer der Liste, passiert gar nichts
(Mehrfacheintragungen der gleichen Adresse sind nicht möglich).
Entsprechend passiert beim Abmelden einer gar nicht eingetragenen Adresse
nichts (abgesehen von einer entsprechenden Antwortmail des
Majordomo).
Verwendet man statt der listenspezifischen die allgemeine Adresse
(majordomo@server), muß dem subscribe bzw.
unsubscribe natürlich noch der Listenname mitgeteilt werden.
Komplizierter wird es, wenn man eine andere Adresse an- oder abmelden
möchte. Dieser Fall kann z.B. eintreten, wenn man gerade am Arbeitsplatz
sitzt, an den man sich seine Privatmails weiterleiten läßt, und nun von
hier aus die Privatadresse auf einer Liste anmelden möchte. Die
administrative Mail hat als Absender also die Adresse des Arbeitsplatzes,
und man muß dem subscribe-Kommando zusätzlich die Privatadresse
mitteilen.
Ob solche Fremdan- und abmeldungen überhaupt zugelassen sind
bzw. inwieweit sie eingeschränkt möglich sind, hängt von der jeweiligen
Konfiguration der Mailingliste ab. Es gibt verschiedene sog.
Policies, z.B.
- Alles ist erlaubt, man kann von jeder Adresse aus beliebige andere
Adressen an- oder abmelden.
- Fremdan- und abmeldung ist zwar erlaubt, aber der Vorgang muß vom
List-Owner bestätigt werden.
- Dito, der Vorgang muß jedoch von der an-/abgemeldeten Adresse aus
bestätigt werden; der Majordomo schickt in diesem Fall eine
entsprechende Mail an die beim subscribe/unsubscribe
angegebene Adresse, nicht an den Absender der
An-/Abmeldung!
Beispiele:
-
joe@nowhere.gov hat zusätzlich zur Mailanschrift bei seinem
Arbeitgeber die private Adresse joe@home.org. Er möchte sich
von der Zierfisch-Mailingliste ab- und bei der Rezepte-Mailingliste
anmelden. Dazu schickt er eine Mail an
majordomo@foo.bar.org, die folgenden Inhalt hat:
unsubscribe zierfische joe@home.org
subscribe rezepte joe@home.org
Bei entsprechender Konfiguration wird der Majordomo jetzt noch zur
Bestätigung Mails an joe@home.org schicken, die von dort an
den Majordomo zurückgeschickt werden müssen. Erst dann werden die An-
und Abmeldungen durchgeführt. [Anm.: oft muß nur die Abmeldung
bestätigt werden, und das passiert häufig auch durch den Owner der
Liste]
-
Gleicher Fall wie eben, allerdings kann sich joe nicht mehr an den
Namen der allgemeinen Administrativadresse
(majordomo@foo.bar.org) erinnern. Er schickt daher
zwei Mails. Die erste geht an
zierfische-request.foo.bar.org und hat folgenden Inhalt:
unsubscribe joe@home.org
Die zweite Mail geht an rezepte-request@foo.bar.org mit dem
Inhalt:
subscribe joe@home.org
-
Als Joe abends nach Hause kommt, stellt er fest, daß seine Katze das
Aquarium mit den Zierfischen, das auf Joes Rechner steht, umgeworfen
hat (vermutlich hat er so etwas geahnt, als er sich von der
Zierfischliste abgemeldet hat). Abgesehen von den armen Fischen ist
der Rechner natürlich im Eimer. Em nächsten Morgen beschließt er
daher, sich die Mails der Rezeptliste direkt an seinen Arbeitsplatz
schicken zu lassen (sein Rechner zu Hause ist ja kaputt). Dazu meldet
er seine private Adresse ab und die Adresse seines Arbeitsplatzes an.
Er schickt eine Mail an rezepte-request@foo.bar.org:
unsubscribe joe@home.org
subscribe
Selbstverständlich hätte auch eine Mail an
majordomo@foo.bar.org schicken können:
unsubscribe rezepte joe@home.org
subscribe rezepte
aber die Adresse hatte er ja vergessen. Außerdem ist die andere Mail
etwas kürzer.
Weitere listenspezifische Kommandos
Neben der An- und Abmeldung kann man sich auch diverse Informationen zu
einer Mailingliste schicken lassen. Da das Format einer administrativen
Mail inzwischen klar sein dürfte, folgt hier nur eine kurze Übersicht der
Kommandos. Zur Erinnerung: geht die Mail an den Majordomo
(majordomo@server), muß dem Kommando noch der
Listenname mitgegeben werden.
- info: Allgemeine Information zur Liste anfordern. Dabei
handelt es sich meist um eine Kurzbeschreibung (Thema der Liste).
- intro: Einführungstext zur Liste anfordern. Das ist der
Text, der frisch angemeldeten Teilnehmern auch automatisch vom
Majordomo zugestellt wird.
- who: Teilnehmerliste anfordern. Der Majordomo schickt als
Antwort eine Mail mit den Adressen aller momentan bei der Liste
angemeldeten Teilnehmern. Diese Funktion kann vom List-Owner auch
deaktiviert werden.
- index: Eine Aufzählung der zur Mailingliste gehörenden
Dateien. Bei den meisten Mailinglisten wird es keine zugehörigen
Dateien geben, in einigen Fällen existieren aber Archive der
Mailingliste oder auch völlig andere Dateien (z.B. MIDI-Files auf einer
Mailingliste zum Thema Musik).
- get datei: eine der von index
aufgelisteten Dateien "herunterladen", d.h. sich per Mail zuschicken
lassen. Noch mal zur Erinnerung: bei Verwendung der allgemeinen
Administrativadresse (majordomo@server) muß der
Listenname mit angegeben werden, also get liste
datei.
Allgemeine (serverspezifische) Kommandos
Alle folgenden Kommandos müssen an die allgemeine Administrativadresse
geschickt werden, also an marjodomo@server. Evtl.
gehen auch listenspezifische Adressen, aber das müßte ich erst mal
ausprobieren.
- which: ermittelt, bei welchen Listen des Servers man
angemeldet ist.
- which adresse: ermittelt, bei welchen Listen
des Servers adresse angemeldet ist.
- lists: Anfordern einer Liste der auf dem Server
vorhandenen Mailinglisten.
- help: Hilfetext zum Majordomo anfordern (englisch).
Mailfilter und Bounces
Wenn die eigenen Mails an eine Mailingliste nicht durchkommen, kann es
sein, daß sie vom Majordomo gefiltert und an den List-Owner gebounced
werden. Ich z.B. habe alle von mir administrierten Mailinglisten so
konfiguriert, daß keine Mails mit HTML, Dateianhängen etc. durchgelassen
werden (ich hoffe dadurch, Probleme mit Würmern zu vermeiden). Da hinter
dem List-Owner auch nur ein Mensch steckt, kann es u.U. etwas länger
dauern, bis auf so ein Bounce eine Reaktion erfolgt, es kann sogar
vorkommen, daß der Owner die Bouncemail einfach wegwirft. In so einem
Fall sollte man einfach mal nachsehen, wie man sein Mailprogramm
konfiguriert hat und sich ggf. nochmal mit dem intro-Kommando
den Einführungstext der jeweiligen Liste holen. Oft stehen dort auch
Hinweise darauf, was in der Liste erlaubt ist, was evtl. automatisch
gefiltert wird, etc.
The End
Korrekturhinweise und Verbesserungsvorschläge bitte an kili@outback.escape.de.
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